
Temporäre Freigabe des Pannenstreifens
auf Teilabschnitt der A 4
In der ersten Juli-Hälfte 2018 startet die ASFINAG ein innovatives Pilotprojekt: Die temporäre Freigabe des Pannenstreifens bei Überlastung. Teststrecke ist die A 4 Ost Autobahn auf knapp vier Kilometern in Fahrtrichtung Ungarn zwischen der Simmeringer Haide und dem Knoten Schwechat.
Das Verkehrsaufkommen auf Autobahnen und Schnellstraßen steigt aktuell jedes Jahr deutlich. Bundesweit ist der Verkehr – Pkw und Lkw in Summe – zwischen 2012 und 2017 um 16 Prozent gestiegen.
Um die Strecken zu entlasten und Staus zu verringern, setzt die ASFINAG bereits erfolgreich auf intelligente Verkehrssteuerung. Anders als der aufwändige Bau zusätzlicher Fahrspuren, ist die zeitlich begrenzte Freigabe des Pannenstreifens im städtischen Raum eine rasch umsetzbare Möglichkeit für mehr Kapazitäten.
Beispielgebend für das geplante Befahren des Pannenstreifens für flüssigeren Verkehr sind andere europäische Länder wie Deutschland, Holland oder Großbritannien. Dort setzt man bereits seit längerem erfolgreich auf die Pannenstreifen-Freigabe bei Verkehrsüberlastung.
So funktioniert die Pannenstreifen-Freigabe
1. Sicherheit geht vor: Check der Strecke vor Pannenstreifen-Freigabe
27 neue Webcams erfassen lückenlos Livebilder des gesamten Abschnittes und senden diese direkt in die ASFINAG Verkehrsmanagement Zentrale. Vor jeder Freigabe erfolgt vor Ort der Sicherheits-Check durch die Traffic Manager, die mobile Einsatztruppe der ASFINAG. Erst danach gibt es „grünes Licht“ für das Befahren einer „dritten Spur“ auf der A 4 in Richtung Ungarn. Der Traffic Manager informiert die ASFINAG Verkehrsmanagement Zentrale in Wien Inzersdorf, dass die 3,8 Kilometer Pannenstreifen frei sind. Erst dann schalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort die Anzeigen für diesen manuell auf „frei“.
2. Pannenstreifen wird geöffnet: Anzeige direkt auf der Strecke und über die ASFINAG Verkehrs-App "Unterwegs"
Wann der Pannenstreifen befahren werden darf, wird direkt auf der A 4 signalisiert: Einerseits oberhalb des Pannenstreifens auf den elektronischen Überkopfwegweisern mit einem grünen Pfeil. Und zweitens rechts neben der Fahrbahn durch das Anzeigen der dritten Fahrspur.
Darüber hinaus zeigt auch die ASFINAG Verkehrs-App „Unterwegs“ die Freigabe des Pannenstreifens in Echtzeit an. Wichtig: Die Freigabe zum Befahren des Pannenstreifens erfolgt je nach der Verkehrslage. Wenn diese Anzeigen nicht aktiv sind, ist das Befahren des Pannenstreifens nicht erlaubt!
3. Verkehrsüberlastung zu Ende: Pannenstreifen wird „geschlossen“
Sobald die Verkehrsbelastung zurückgeht, sperren wir den Pannenstreifen wieder für den Verkehr. Die Entscheidungsgrundlage dafür liefern Verkehrssensoren und die Livebilder vor Ort. Die Sperre des Pannenstreifens wird durch den zuständigen Mitarbeitenden in der Verkehrsmanagement-Zentrale manuell vorgenommen.
Im Bereich der Simmeringer Haide – also beim Beginn des freigegebenen Pannenstreifens – erscheint dann auf der Überkopfanzeige oberhalb des zusätzlichen Fahrstreifens ein gelb blinkender Pfeil. Dieser weist die Lenkerinnen und Lenker darauf hin, dass der Pannenstreifen jetzt nicht mehr befahren werden darf. Auch rechts neben der Fahrbahn wird mittels Pfeilen auf die Sperre und das rasche Verlassen des Pannenstreifens hingewiesen.
Für jene Lenkerinnen und Lenker, die zum Zeitpunkt der Sperre bereits irgendwo weiter vorne auf dem Pannenstreifen unterwegs sind, ändert sich die Anzeige nicht – sie bleibt auf „grün“. Damit will die ASFINAG nicht notwendige, riskante Spurwechsel verhindern. Die Fahrt kann also bis Knoten Schwechat über den Pannenstreifen fortgesetzt werden.
Nach der Räumphase erlischt jede Info. Die Signale über dem Pannenstreifen sind „schwarz“ und auch die Hinweiszeichen am rechten Rand zeigen keine Fahrstreifenanzahlen mehr an. Der Pannenstreifen ist für den Fließverkehr gesperrt.
Bei freigegebenem Pannenstreifen gilt – wie im Normalzustand – das auf den Überkopfanzeigen je nach Verkehrsdichte geschaltene Tempolimit.
Pkw dürfen jede der drei Spuren auf dem Abschnitt der A 4 benützen. Nicht so Lkw: Die ganz linke Spur ist künftig etwas schmäler und nur Pkw vorbehalten, hier gilt dann ein Fahrverbot (wie in Baustellenbereichen) für überbreite Lkw.
Ist der Pannenstreifen freigegeben, ist dieser zugleich die Abbiegespur auf die S 1. Wer in Richtung Flughafen/Ungarn weiterfährt, benützt die ganz linke oder mittlere Spur, alle anderen ordnen sich rechtzeitig am freigegebenen Pannenstreifen (die ganz rechte Spur) ein – wie es auch auf den Anzeigetafeln am Fahrbahnrand mehr als einen Kilometer vor der Abfahrt auf die S 1 (Knoten Schwechat) angezeigt ist.
Bei Pannen sollten Lenkerinnen und Lenkern das Auto nach Möglichkeit in einer der beiden neu errichteten Pannenbuchten abstellen, um den nachfolgenden Verkehr nicht zu behindern. Bei Pannen oder Unfällen wird der Pannenstreifen von der Zentrale Inzersdorf auch umgehend geschlossen.
Auch bei der temporären Pannenstreifen-Freigabe kann es zu stockendem Verkehr, etwa durch Unfälle, kommen. Dann ist die Rettungsgasse genauso zu bilden wie auf Autobahnen und Schnellstraßen mit drei Fahrspuren: Die Fahrzeuge auf dem linken Fahrstreifen bleiben ganz links, die Fahrzeuge auf dem mittleren Fahrstreifen und auf dem Pannenstreifen (also der dritten Spur) ordnen sich rechts ein. Einsatzfahrzeuge benutzen die freie Gasse zwischen der ersten und der zweiten Kolonne.

Best Practice: Internationale Erfahrungen zeigen, dass es klappt
Die temporäre Freigabe des Pannenstreifens als zusätzliche Fahrspur ist ein internationales Erfolgsmodell. Das zeigen die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern wie Deutschland, Holland und Großbritannien. Spitzenreiter ist Holland: Auf mehr als 300 Autobahnkilometern wird dort regelmäßig bei Verkehrsüberlastung der Pannenstreifen für den Individualverkehr geöffnet. Auch in Deutschland wird die zeitweise Öffnung einer zusätzlichen Fahrspur bereits auf 222 Autobahn-Kilometern praktiziert. In Hessen wurde durch diese Maßnahme ein Kapazitätsgewinn von zehn bis 25 Prozent erzielt.